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  • AutorenbildMirja

Wenn man nicht mehr an Zufälle glaubt, weiß man ja wo es langgeht

Aktualisiert: 21. Apr. 2021





Taino Petroglyph, Dominikanische Republik

Ich liebe Zufälle oder sollten wir sie Synchronizitäten nennen?

Schon fast 10 Monate lebe und arbeite ich in der Dominikanischen Republik und bin mir sicher, dass ich hier viel Kraft getankt, Schönheit genossen und eine ganz andere Art der Leichtigkeit und Fröhlichkeit gelernt habe.

Ein bisschen müde von der Arbeit, verbringe ich meine Wochenenden am Strand und im Moment eher ruhig.

Erklärung dominikanischer Besonderheiten

Oder: Dame allein unterwegs

Dazu muss ich evtl. noch erklärend die Info einwerfen, daß es eine andere Geschichte ist im zubetonierten touristisch erschlossenen Massenviertel an den Strand zu gehen oder eine Stunde entfernt außerhalb sich an die eher lokalen Strände zu wagen. Dort, wo unendlich lange Strände kilometerlang von Palmen gesäumt werden, an denen nur ein paar Einheimische sind, anstatt Plastiklarimarverkäufer, Zigarren- und Ausflugsanbieter. Als Frau alleine darf man sich für nervige Sprüche der Dorfjugend und Glubschaugen der Fischer auf ihren Mofas wappnen. Auch kann frau damit rechnen von Gefährten aller Art mit zwei oder vier Rädern umrundet zu werden und daß das natürlich den Erholungseffekt erheblich beeinträchtigen kann, liegt auf der Hand.


Außerdem passiert immer irgendetwas Unvorhergesehenes. Der Wagen setzt auf, es hat so viel geregnet, man fährt durch den Fluss, anstatt auf einer Strasse und fragt sich, ob das Auto das wohl mitmacht. Der Mann mit der Machete geht vor einem oder der Herr mit dem Gewehr, die Jugendlichen machen auf dem Highway Kunststücke mit ihren Mofas und fahren Dir dabei, auf Deiner Spur entgegen, zu viel Rum lässt die Autos mehr tänzerisch oder nennen wir es “Freestyle” vor dir herfahren, die Müllabfuhr ist so voll beladen, dass die Säcke durch die undichte Stinkeluke gleich wieder herausfallen, direkt auf Deine Fahrbahn, Hunde versuchen beim Durchqueren des Dorfes, dein Auto , diesen Riesenhund anzugreifen, Pferde, Esel, Fahrräder, Mofas ohne Licht schneiden Deinen Weg, usw…

Hier ist immer etwas los, dafür hört man aber auch an jeder Ecke Bachata und Merengue Musik und kann zum Autowaschen an der Open Air Bar mit „Presidente“, dem einheimischen Bier an der Theke warten und über die hübschen Frauen mit ihren sonntäglichen Lockenwicklern im Haar und Haarnetzen schwelgen. Das gleiche gilt natürlich für die muskulösen gutdurchtrainierten Männer, die auf Dauerflirt eingestellt sind. Also für jeden ist etwas dabei.


Sie sehen also, an einem Tag, wo kein andere Zeit hat, etwas Neues auszuprobieren, da kann man schon einmal einen zweiten Gedanken haben, ob man auf Erkundungstour gehen möchte oder eben nicht. Davon abgesehen, daß die satte Schönheit des Landes natürlich immer wieder aufs Neue entdeckt werden möchte und ich immer neugierig bin auf Land, Leute, Kultur, Natur und alles Magische.

Sehr lange Rede,noch kürzerer Sinn, es ist Sonntag es ist kurz nach 06:00 Uhr morgens, ich habe an meinem einzigen freien Tag in der Woche noch nicht einmal meine 8 h Schlafpensum voll.


Raus aus dem Bett

Rein ins Leben

Was mich heute aus dem Bett treibt, kann ich nicht sagen aber heute ist der richtige Tag, um in einen „Rancho“, den ich noch nicht kenne, zu fahren. Dieser Entschluss ist verwunderlich, da ich eigentlich mit einer Freundin hinwollte, die für heute andere Pläne hat aber heute, das merke ich , heute muss es sein. Es steht schon länger auf meiner Liste.

Die Dominikaner lieben es am Wochenende in einen „Rancho“ zu fahren, das sind zumeist aus Holz gefertigte mal grosse mal kleinere Farmen, häufig in den bunten karibischen fröhlichen Farben inmitten üppiger Natur, häufig mit Pool, mit lokalem Essen, Musik,…

Der „Rancho“, wo ich hinmöchte befindet sich im Landesinneren, nicht nur unsere Qualitätsmanagerin auf der Arbeit hat mir vor ein paar Wochen einen Link gesendet, sondern auch mein Maler, der seit Monaten, mir ein eigenes Bild malt, erwähnte es mehrfach.


Zufall, daß beide Bekannte mir den gleichen Tipp geben?

Mit Sicherheit nicht, ich soll da hin. Verstanden.

Ok, was ist der Plan? Vor 08:00 bin ich “on the road” und in etwas über einer Stunde sagt das GPS wäre ich wohl da. Dazu sei mir auch hier noch einmal der Hinweis gegönnt, dass mein liebgewonnenes GPS hier häufig die Straßen noch nicht kennt, das Signal zwischendurch abbricht oder die vielen Baustellen und überraschenden Sand- Fluss und Geröllwege nicht kennt und dass es keine Seltenheit ist, wieder umkehren zu müssen.


Sie verstehen, dass es etwas anderes ist in Deutschland ein Stündchen zu fahren als in der Dom Rep sich fortzubewegen, begeliter von einer hohen Chance, einen Platten zu haben, durch Speedbumbs, undefinierbare Gegenstände auf der Fahrbahn und tiefe Löcher im Asphalt und ein viel zu spätes Entdecken dieser Überraschungen.


Daran denke ich nur periphär als es für mich noch vor acht losgeht.

Je weiter mich der Weg aus der Tourismuszone wegführt, desto traumhafter wird die Natur. Ahh ja freier Tag ich komme. Frühstück im neuen „Rancho“ dann Strandstop, guter Plan.


Für diejenigen, die mich schon kennen, das eine ist der Plan, das andere, was auf mich wartet.

Ich gebe kurz meiner Kollegin Bescheid, dass ich unterwegs zu Ihrem Insidertipp sei.

Ich habe einen ausbaufähigen Orientierungssinn und es ist für mich schon eine Glanzleistung die richtige Ausfahrt zu bekommen.


Sonntag

Oder: Wenn der Chef einmal klingelt

Das Telefon klingelt, unbekannte Nummer, das mag ich nicht, ich habe heute frei und das Letzte ist, daß ich etwas von meiner Arbeit hören möchte. Aber alle Sorge umsonst, am anderen Ende eine sympathische Stimme vom Patron des „Rancho“ , er würde auch mal vorbeigucken, wenn ich heute komme.

Nett aber unnötig , denke ich bei mir, komme ich doch heute privat und nicht offiziell für mein Unternehmen, einem sehr grossen deutschen Tourismusveranstalter.

Ich suche Ruhe, Freude und natürlich Zauber.

Ist ja nett, daß der Chef am Sonntag kommt. Ich bin inzwischen in der Provinzhauptstadt.

Der Verkehr wird chaotisch, eine Riesentankstelle ist voller Mofas und so ist auch der Verkehr, rechts uns links schiessen sie vorbei, die Zweiräder. Dann staut es sich plötzlich und vor mir türmen sich riesige Schuttberge und Krater direkt im Strassenverlauf. Wo sonst? Da muss ich aber unbedingt lang, sonst habe ich keine Ahnung, wie ich an mein Ziel komme. Nette am Straßenrand sitzende Herren (Lieblingsbeschäftigung der Dominikaner ist es, direkt an der Strasse zu sitzen) geben mir freundlich Zeichen und gucken gespannt, ob ich mit meinem Kia aufsetze.

Tue ich aber nicht, alle guten Wesen sind schon jetzt mit mir.

Da darf ich Ihnen an dieser Stelle einen Tipp geben, sollten Sie je so verrückt sein, ein Auto in der Dominikanischen Republik zu mieten, nehmen Sie bloß einen Alllrad betriebenen Geländewagen, wenn möglich mit 2 Ersatzreifen an Bord.

Eins, zwei Gedanken verliere ich noch an meine Reifen und hoffe wie so häufig vorher, dass sie diese Reise überstehen mögen. Dass ich hier auch wieder zurück muß, daran mag ich gar nicht denken.

Aber nun geht es erst einmal neuen Abenteuern entgegen. Bald bin ich in der richtigen Richtung und die Natur zeigt sich in ihrer Pracht.

Ich will mich schon vollends entspannen, da hört auf einmal die asphaltierte Strasse auf, ernsthaft?

Vor mir liegt ein Weg voller Steine und Löcher. Darunter ein wilder Fluss und ein Herr, der ein bisschen die Steine von rechts nach links fegt und die Dorfjugend, die immer findet so eine Strasse sei ein guter Versammlungsplatz. Wenn ich mich vorher um meine Reifen gesorgt habe, dann jetzt so richtig. Hinter mir wartet schon ein SUV. Ok ok, little Kia wagt sich auf die Holperpiste. Nur ein paar Meter, dann hat die Landstrasse mich wieder, geschafft. Allmählich sind schon 1,5 Stunden verstrichen und mir wäre es lieb, wenn ich das Ziel bald erreichen würde mit vier intakten Reifen und ohne aufgesetzt zu haben und irgendwelche Hühner und Hunde gejagt haben zu müssen.

Anscheinend hat mein GPS mich gehört, in einer Minute liegt mein Ziel auf der rechten Seite, so mein Navi.


Sie haben ihr Ziel erreicht

Oder: Befestigte Straßen sind überbewertet

Nach einer Minute ist mein GPS angekommen, ich aber leider noch nicht.

Es gibt zwei Wege und weder rechts noch links eine „Rancho“.

Langes Gesicht.

Anscheinend haben die Dorfbewohner Mitleid und fragen an, wo es hingehen soll, aha auf die „Rancho“, das sei der unbefestigte Sandweg. War ja klar. Vielen Dank trotzdem.

Ich bin da und die „Rancho“?

Verschlossen. Sehr tiefer Atemzug.


Kaum zwei Minuten später erreichen der Besitzer, Sohn und Tochter das Anwesen.

Er zeigt mir stolz dieses wahrhaft schöne Kleinod. Glück habe ich mal wieder gehabt, gerade gestern ist er erst aus seinem Urlaub in Mexiko zurückgekommen.

Trotzdem denke ich an meine knapp bemessene Freizeit und den Wunsch “kurz” zu den Taino Zeichnungen zu gehen und dann meinen Tag in Ruhe zu verbringen. Als Tainos werden die Ureinwohner der Dominikanischen Republik und Cubas bezeichnet.

Wir machen uns auf den Weg. Ezequiel, der Inhaber, gibt mir den Tipp, gleich in Wasserschuhe zu wechseln und nach einem ersten Versuch, mich durchs durchnässte Dickicht zu schlagen, befolge ich seinen Rat folgsam.

Über Stock und Stein geht es Richtung Tempel der Wassergöttin Atabeyra. Ich bin hier viel unterwegs aber einen Tempel in der Form, habe ich noch nicht gesehen. Länger als vermutet laufen wir den wilden Fluss entlang , der besonders starke Strömung hat, wegen der häufigen Regenfälle der letzten Zeit. Dann sind wir da, mystisch und versunken stehen wir vor diesem Steintempel, der direkt auf den Fluss guckt und der von feinen Wurzeln überwuchert ist und dessen Luftwurzeln im Wind schwingen.


Viele kleine Gesichtchen sind in den Stein geritzt. Wie gern wär ich allein, um das länger zu geniessen. Doch als wir weitergehen möchten, fängt es an zu regnen. Dominikaner und der Regen vertragen sich nicht also bleiben wir im Schutz des Tempels. Schön für mich und sicherlich für alle anderen auch.

Regen bedeutet auf Bali Segen und irgendwie